1. Auktion 20.2.1999, Aus dem Antiquariat Nr. 3/1999 E-Mail

Axel Schmolt: Autographenauktion

Es gibt ein neues Autographen-Auktionshaus. In seiner ersten Auktion versteigerte Axel Schmolt am 20.Februar 1999 in Krefeld 1.958 Autographen aus allen Gebieten. Die Schwerpunkte lagen in Bereichen, die der bisherige Autographenhandel selten und wenn, dann häufig mit gerümpfter Nase unter den Hammer brachte. Dabei handelte es sich nicht nur um obskure und verwerfliche Persönlichkeiten der neuesten deutschen Geschichte, sondern vor allem um handsignierte Postkarten und Porträtaufnahmen mit Rollenphotos großer Schauspielerinnen und Schauspieler von Bühne, Fernsehen, Funk und Film. Das ist das wirklich Neue am -ich sage es gleich vorneweg- Erfolg der Schmoltschen Versteigerung, daß dieses bisher auf großen Auktionen nur in Konvoluten dargereichte Material hier als Einzelnummern erstaunliche Preise erzielte. Sehen wir uns die Ergebnisse an, und betrachten wir auch das neue und das in seinem Bildungszustand offensichtlich anders zusammengesetzte Publikum. Neben der Musik (mit ihren Unterabteilungen Opern- und Operettensängerinnen und- sänger) (über 500 Angebote) reichte Schmolt rund 400 Angebote zum Thema Bühne, Film und Tanz. Gleich zu Beginn der ersteren Abteilung kam ein Albumblatt der Comedian Harmonists von der Taxe 1.000 auf 2.300 DM durch einen deutschen Saalbieter gegen den unterlegenen amerikanischen Handel. Dieser amerikanische Handel war die gesamte Zeit über am Telefon aktiv und bot oft erfolgreich gegen schriftliche Bieter aus Amerika. Auch japanische Käufer traten hier auf, so daß der größte Teil des Gesamtangebotes verkauft werden konnte. Von 600 auf 3.100 DM hob ein amerikanischer Händler Namenszüge auf einem Porträtphoto der 40er Jahre mit leichten Randschäden und Klebestellen von Dimitrij Schostakowitsch, Jewgenij Mrawinskij und David Oistrach. Nach Japan ging für 3.700 DM (die Schätzung) eine eigenhändige Unterschrift mit Orts- und Datumsangabe von Friedrich Smetana mit einem zeitgenössischen, kleinformatigen Porträtphoto. Heiß begehrt war Wilhelm Furtwängler. Von ihm gab es fünf Ausrufe, wobei alle von einem erfolgreichen Japaner gekauft wurden (Zuschläge von 400 bis 1.800 DM). Freilich, nicht alles war verkäuflich: Eine eigenhändige Briefkarte des französischen Komponisten Maurice Ravel vom 14.6.1920 an seinen Freund Lucien Garban fand für 1.800 DM Schätzung keinen Interessenten, ebenso 28 Notentakte des tschechischen Komponisten Zdenek Fibich vom 23. Mai 1894 für 1.300 DM Taxe. An einen schriftlichen Bieter fiel für 960 (400) DM eine Unterschrift mit rückseitigem Text auf einem Kabinettphotoporträt der österreichischen Sopranistin Irene Abendroth, die eine bravouröse Koloratrice an den Hofopern in Wien, München und Dresden sowie in den USA gewesen ist. Sie war die erste deutsche Tosca (Dresden 1902). Der höchste Zuschlag der gesamten Auktion ging nach einem wilden Bietgefecht mit 8.600 DM an einen deutschen Privatsammler. Es handelte sich um 200 signierte Porträtkarten des Ross- Verlages von 1935, die auf 2.500 DM geschätzt waren. Die griechische Sopranistin Maria Meneghini-Callas erzielte mit einer Widmung auf einem Rollenphoto als Anna Bolena von Donizetti an der Mailänder Scala in der berühmten Visconti- Inszenierung vom April 1957 statt erwarteter 380 DM schließlich 1.500 DM im Saal, und von 140 DM (der Taxe)auf 1.050 DM hob ein amerikanischer Bieter einen in roter Tinte vollzogenen Namenszug mit einem Notenzitat auf einem undatierten Rollenkabinettphoto als Wagners Rienzi von Leon Gritzinger. Und so ging es weiter. Die zahlreichen Bieter boten gemeinsam mit öffentlichen Instituten auch in der Literaturabteilung. Hier siegte ein deutsches Literaturmuseum bei einem nicht-eigenhändigen, etwas beschnittenen und aufgezogenen Goethebrief mit dem Briefkopf >Großherzogliche Hoftheater Intendanz<, Weimar, 25. Februar 1817, für 5.200 (4.000) DM. Viele Stücke auf dieser Auktion waren gerahmt. So auch alle Thomas-Mann-Autographen, die zwischen 520 und 640 DM einspielten und somit weit über die Taxen gingen. Literaturnobelpreisträger, überhaupt Nobelpreisträger aller Couleur gingen glänzend. Das traf besonders auf Wissenschaftsautographen zu. Hier kaufte der deutsche Handel den typographischen Entwurf einer Ansprache des Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft Adolf Butenandt von 1961 für 1.700 (1.000) DM. Auch Luftfahrt geht wieder glänzend. Hier waren zahlreiche schriftliche Bieter aktiv wie bei Hugo Eckener, dessen eigenhändiger Namenszug auf einem Photo von 400 auf 720 DM kletterte, und der deutsche Luftschiffer Graf Zeppelin kam gemeinsam mit einer beiliegenden Unterschrift von Hugo Eckener gar auf 1.050 (200) DM durch Saalgebot.

Christian Andree